Phonest – was kann das transparente deutsche Smartphone?


Phonest – was kann das transparente deutsche Smartphone?
12.08.2016

Ein neues Smartphone aus Deutschland ist bereits eine kleine Sensation, denn nach dem Rückzug von Siemens aus dem Mobilfunk-Bereich gibt es nur noch wenige Anbieter, die in Deutschland Handys und Smartphones anbieten. Dazu kommt noch die Ankündigung eines transparenten Smartphones: So etwas gibt es derzeit auf dem Markt noch nicht und noch kein Hersteller hat sich an Transparenz beim Design der Smartphones heran gewagt. Es scheint also eines an Innovationen auf Deutschland zu kommen, aber man muss an dieser Stelle gleich zurück rudern, denn die Transparenz wird bei Phonest wie folgt definiert:

Die versprochene Transparenz löst das Startup tatsächlich mit der Offenlegung ihrer Produktionskette ein: Auf der Website erfährt man, wo die nötigen Rohstoffe gewonnen werden und unter welchen Bedingungen die Montage stattfindet. Benjamin Witte, Produktdesigner und einer der Gründer, erklärt: „Smartphones bestehen aus vielen Bauteilen. Dazu braucht es verschiedene Zulieferer und Rohstoffe. Wir gehen den großen Schritt und zeigen unsere gesamte Lieferkette. Jeder Kunde hat das Recht zu erfahren, wo das phonest herkommt.

Es geht als bei der Transparenz eher um Wortspiele als um Innovation oder ein wirklich durchsichtiges Handy. Transparenz bei der Lieferkette kennt man bereits vom Fairphone und dem Fairphone 2 – eine wirkliche Neuerung ist das also nicht.

Auch undurchsichtig mit guten technischen Daten

Auch wenn das Killer-Feature Durchsichtigkeit leider nicht enthalten ist, lässt sich doch fest halten, dass die technischen Daten des Phonest Smartphones durchaus überzeugen können.

Sie bietet das neue deutsche Smartphone ein 5 Zoll Display mit einer Auflösung von 2560x1440 Pixeln. Das entspricht einer Pixeldichte von 587dpi und das liegt durchaus auf einer Linie mit den Topmodellen anderer Anbieter. So bringt es beispielsweise das Samsung Galaxy S7 (aufgrund des etwas größeren Displays) nur auf eine Pixeldichte von 535dpi.

Für Leistung sorgt ein Qualcomm Snapdragon 810 der auf 4GB RAM zurück greifen kann. Dazu gibt es je nach Varianten zwischen 32GB und 256GB internem Speicher. Der Prozessor wirkt etwas schwach, denn es ist die Variante vorm Vorjahr und derzeit ist bereits der Nachfolger Snapdragon 820 auf dem Markt. Allerdings dürfte auch dieser Prozessor mit dem 5 Zoll Display wenig Probleme haben. Die ersten Benchmark-Tests zu Performance stehen allerdings noch aus.

Bei der Kamera setzt Phonest auf 24 Megapixel und eine f/2.2 Blende, dazu gibt es einen optischer Bildstabilisator. Das verspricht durchaus gute Aufnahmen.

Neben der Leistung setzt das Phonest Smartphone auf das Gewicht. Das Gerät soll nur 132 Gramm leicht und 6,5mm dünn werden und ist damit eines der leichtesten und schlankesten Geräte auf dem deutschen Markt.

Viel Technik – hoher Preis

Das Phonest soll es in drei Varianten geben, die sich beim internen Speicher unterscheiden. Geplant sind dabei folgende Preise:

  • Phonest mit 32GB internem Speicher: 499 Euro
  • Phonest mit 128GB internem Speicher: 599 Euro
  • Phonest mit 256GB internem Speicher: 699 Euro

Das Phonest ist also kein billiges Smartphones sondern liegt in einem Preisbereich, den man bereits vom LG G5 oder anderen Topmodellen her kennt. Die Auflage soll dabei am Anfang nur 5.000 Stück betragen. Das ist wenig im Vergleich zu den Millionen-Auflagen bei den großen Herstellern und wird aller Wahrscheinlichkeit nach dafür sorgen, dass die Geräte nie bei den großen Netzbetreibern zu haben sein werden. Man kann die Phonest Modelle daher nur ohne Vertrag kaufen und es wird sich nicht in Verbindung mit einem Tarif oder einen Flatrate geben.

Wer ein Phonest sein eigen nennen möchte, muss also mindestens 500 Euro in die Hand nehmen, günstige Angebote für einen Euro mit Tarif wird es nicht geben.

Lohnen sich 500 Euro für ein Phonest?

Betrachtet man sich die technischen Daten haben sich die Macher hinter dem Phonest durchaus an den Leistungen der Topmodelle im Markt orientiert. Dazu gibt es auch einen Fingerabdruck-Scanner, den man mittlerweile in diesem Preis erwarten kann.

Man sollte allerdings auch die Kritikpunkte nicht verschweigen. So kommt das Gerät nur mit Android 6.0 auf den Markt und setzt noch nicht auf die aktuelle Android 7.0 Nougat Version. Die Macher haben zwar versprochen, dass die nächste 3 Major Releases von Android mit zur Verfügung stehen werden, aber die Geräte kommen ohnehin erst Anfang 2017 auf den Markt, an der Stelle hätte man auch direkt auf Android 7.0 setzen können.

Ein weitere Kritikpunkt ist der Snapdragon 810 Prozessor von 2015. Diese Chip bietet durchaus solide Leistungen kann aber mit den aktuellen Generationen von Prozessoren nicht mehr mit halten. Anfang 2017, wenn die Phonest Modelle auf den Markt kommen sollen, wird es schon bald die nächste Prozessor-Generation geben und dann ist der Leistungsunterschied noch größer. Hier hätte einem Topmodell auch ein aktuelle Top-Prozessor gut getan.

Wer mit diesen Einschränkungen leben kann, bekommt mit dem Phonest ein solides Gerät aus Deutschland. Man sollte sich allerdings beeilen bei der Bestellung – die 5.000 Exemplare dürften relativ schnell verteilt sein.

Nachtrag:

Mittlerweile ist allerdings klar: das Phonest wird es wohl nie geben. Es war nur eine Marketingkampagne um auf die schlechten Arbeitsbedingungen bei der Handy-Herstellung hin zu weisen. Schade an sich, denn der Ansatz ist wirklich interessant.


12.08.2016